Monat 7-8, Mexiko

Nach nun fast 3 Monaten in Mexiko auf der wunderbaren Insel Isla Mujeres verändert sich so langsam was für mich.

Es gäbe zwar inzwischen sogar einige Gründe die Insel zu verlassen, aber die Gründe, die für das Hierbleiben sprechen überwiegen.

Dieser Ort hat unbestritten etwas Magisches. Viele Menschen bleiben hier für eine lange Zeit, manche sogar Jahre. Und alle sagen das Gleiche. Es ist hier so friedlich, so perfekt um sich das Leben so zu gestalten, wie man es gerne möchte. Nichts hier ist weit entfernt und es gibt von allem, was das Herz begehren könnte, etwas. Es gibt ein paar Resorts, ein paar Backpacker-Unterkünfte, jeden Abend sind einige Leute unterwegs und gehen aus, jeden Abend kann man sich aber auch am Lagerfeuer oder sonst wo einen ruhigen Abend machen und sich mit Freunden unterhalten, die Leute hier haben Geld, sind aber nicht reich, es gibt ein paar freie Jobs und ein paar bezahlbare Wohnungen. Es ist also alles ziemlich gut eingerichtet hier. Man kann tagsüber sogar umsonst an verschiedensten Aktivitäten teilnehmen (Yoga, manchmal auch Pilates, Juggling/Jonglieren, Spanischunterricht, Macrame (das Knüpfen von Schmuck aus bunten Fäden), Akrobatik an speziellem Stoff das an einer Palme festgebunden ist und natürlich auch Salsa-Unterricht) oder auch nicht. Ganz wie man möchte. Fast jeder Tag ist perfekt für ein paar Stunden Stand. Die Sonne scheint so gut wie immer. Und ist das Wetter mal schlecht ist‘s auch gut. Man kommt dann endlich mal dazu andere Sachen zu machen. Und die Menschen, die hier Leben, sind alle interessant und einige eignen sich auch noch als gute Freunde. Vielleicht schreibe ich später noch was über den einen oder anderen Charakter hier. Man kann wirklich sagen, trotz des begrenzten Raumes und des vielen Tourismus, ist es hier nahezu perfekt. Und bildhübsch ist es auch noch.

Aber, ich wollte ja tiefer rein in die Materie als das. Damit habe ich die letzten Wochen nun auch verbracht. Ich habe den Alltag hier erlebt, die verschiedenen Realitäten der Touristen, die hier kurz mal haltmachen, den Reisenden, die hier ein paar Monate bleiben und den Leuten, die hier Leben, gesehen. Und, wie zu erwarten, wird‘s dann auch erst so richtig spannend. Ich stoße jetzt das erste Mal auf dieser Reise so langsam auf ein paar Schwierigkeiten. Ich lerne die Mentalitäten besser kennen und die Unterschiede zwischen den verschiedenen Menschen, deren Wege sich hier kreuzen. Sie haben alle ihre ganz eigene Vorgeschichte und viele tragen auch viel Ballast mit sich rum. Es gibt immer Gründe, warum man sich für eine Insel irgenwo in der Karibik entscheidet. Der Hauptgrund bei den Mexikanern und Argentiniern ist das Geldverdienen. Hier ist es nicht schwer zu arbeiten und seinen Anteil am Geld der Touristen abzubekommen. Die anderen, z.B. Australier und Amerikaner, die hier leben, haben meist ganz andere Gründe und alle sehr individuell. Aber eins haben alle gemeinsam. Die Liebe zur Insel. Schon komisch.

Die Beziehungen auf der Insel sind gezwungenermaßen sehr eng, wir verbringen schließlich 24 Stunden des Tages gemeinsam auf einer Fläche von geschätzt 1 Quadradkilometer. Denn alles ballt sich hier um das Dorf und den Strand. Beides in 2-4 Minuten Gehweite von meinem Zuhause entfernt. Das soziale Leben ist hier komplett anders als an so manch anderem Ort. Es ist hier beispielsweise schwer zu streiten. Erstens sind die meisten viel zu entspannt um sich wirklich streiten zu wollen, und tun sie es dann doch, so vertragen sie sich meist sehr schnell wieder. Man sieht sich schließlich eh ständig und so wichtig ist’s meist ja dann doch nicht. Hier bringt es irgendwie nichts, sich über andere zu ärgern. Denn die meisten kann man eh bis zu ihrer Abreise einfach aussitzen.  Das sind definitiv andere Voraussetzungen als in Deutschland.

Ich bin jedenfalls inzwischen ein Teil dieser Insel geworden und mag das auch so. Dieser Ort ist für mich was ganz Besonderes und ich will hier (eigentlich) nicht wieder weg. Außerdem weiß ich auch, dass einem die Insel gar nicht so einfach gehen lässt. In den letzten 2 Monaten habe ich gesehen, dass so ziemlich jeder, der Insel verlassen hat und dem das irgendwie möglich war, wieder zurückgekommen ist. Es ist für uns alle hier nicht die Frage, ob wir wieder zurückkommen. Es ist eigentlich nur die Frage, wann wir wieder zurückkommen. Das bisher extremste Beispiel ist Taco. Taco ist eine junge Frau aus Japan und inzwischen auch eine gute Freundin. Sie kam alleine nach Mexiko, ohne auch nur ein Wort Spanisch oder Englisch reden zu können. Sie blieb hier eine Weile und lernte auch in der Zeit ziemlich viel in beiden Sprachen. Wirklich beeindruckend! Kurz nach Weihnachten flog sie weiter nach Jamaika. Wir dachten sie wäre weg und fingen schon an sie zu vermissen. Aber 3 Tage später kam sie wieder am Flughafen Cancun an. Ihr hat Jamaika zwar gefallen, aber diese Insel hat sie einfach nicht losgelassen. Inzwischen ist sie sogar schon 3 Mal abgereist und wieder zurück gekommen. Heute sollte sie eigentlich in Jamaika sein, aber meiner Meinung nach stehen die Chancen gut, dass sie in ein paar Stunden hier wieder auftaucht. Mal sehen! Naja und ähnliche Geschichten passieren hier oft, wirklich oft.

Außerdem fange ich hier zudem langsam an Fuß zu fassen und habe ein paar Jobs bekommen.

Für eine Tauchschule und ein Restaurant designe ich die Grafiksachen. Ich entwerfe Banner, Poster, Flyer und Menükarten. Ein Vorteil von diesem Job ist, dass ich oft mit der Tauchschule aufs Boot darf und umsonst an den wunderbaren Riffs der Karibik schnorcheln kann so oft ich will. Ich könnte mich hier wahrscheinlich auch zum Mitarbeiterpreis zum Taucher oder sogar Dive Master ausbilden lassen, aber Tauchen ist leider einfach nicht so meins …

Aber ich habe auch einen Job, der quasi perfekt ist. Ich übersetze ein Buch. Und das ist in der Tat ein super Job. Denn sollte ich mich dazu entscheiden doch bald weiter zu ziehen, diesen Job kann ich von überall aus machen. Unglaublich praktisch!

Zu guter Letzt: Ich fange nächsten Donnerstag an 3 Abende die Woche in einer Bar zu arbeiten.

Ein Job als Sekretärin, den ich dankend abgelehnt habe, habe ich auch angeboten bekommen und in einem Restaurant habe ich vor Kurzem auch gearbeitet. Das war mein erstes Mal Gastro. Bisher noch nie in einem Restaurant gearbeitet und dann das erste Mal in Mexiko und gleich 13 Stunden am Stück, in der Hochsaison. Puh! Das ist harte Arbeit. Aber ich habe gern dort gearbeitet.

Also, ihr seht, das mit der Arbeit und dem Hierbleiben ist wirklich nicht schwer, aber mich zieht auch auf der anderen Seite weiter in den Süden. Ich muss ja auch so langsam mal aus dem Hostel raus. Ein paar Wochen vielleicht noch, aber dann ist’s wohl auch genug. Ich bin vor einem Monat in ein Zelt gezogen. Darin zu leben finde ich grandios! Es ist großartig im Freien zu leben, besonders wenn es windig ist und regnet. Das gibt einem ein Gefühl, was schwer zu beschreiben ist, aber mir definitiv fehlen wird. Trotzdem, ich wohne hier ständig mit 130-180 Leuten zusammen. Ein ständiges Kommen und Gehen. In dem Zimmer, in dem ich im Dezember über 3 Wochen lang gelebt habe, waren ich und 7 andere. Es waren nicht immer alle Betten belegt, aber manchmal bin ich nachts eingeschlafen und hatte um mich herum Argentinier, Israelis und Schweizer. Und am nächsten Morgen wache ich auf und stattdessen sind plötzlich Australier, Russen und Italiener da. Viele Menschen, die hier ankommen, nehme ich leider schon gar nicht mehr wahr. Wie so oft ist aber auch genau diese Situation das, was einem die besten Erlebnisse beschert. Z.B. habe ich in diesem Zimmer die ganzen 3 Wochen zwei Dauermitbewohner. Joe, ein 70-jähriger Japaner und Ivan ein Kytesurfing-Lehrer aus Spanien. Und mit ihnen hatte ich die beste Zeit überhaupt. Aber das alles, ob nun positiv oder negativ, lenkt mich einfach zu viel ab, denn schließlich bin ich mir nicht sicher, was als Nächstes geschehen soll. Ich werde weiterreisen oder mir eine Wohnung suchen. So zumindest der Plan Stand ‚Jetzt‘. Kann sich morgen aber schon wieder ändern. Ich bin nämlich frei und unentschlossen, eine interessante Situation …

Das mit der Entscheidung ‚bleib-ich-hier-oder-reise-ich-weiter‘ ist nicht so einfach. Allerdings ist es Fakt, dass die Erfahrungen, die ich hier gesammelt habe, sehr wichtig für mich sind. Sie werden mir in Zukunft sehr nützlich sein.

Ich mag dieses Leben hier wirklich sehr! Ich fühle mich hier weiterhin sehr wohl und habe unglaublich viele gute Erlebnisse. Weihnachten und Silvester waren zum Beispiel auch ganz groß. Viele von uns hatten wohl das schönste Weihnachten jemals oder zumindest wird es für uns alle unvergesslich bleiben. Wir waren zusammen am Strand, hatten Hängematten, Musik und Rum. Wir haben gesungen und getrunken und eine unvergessliche Zeit gehabt. Silvester wiederum war nicht ganz so ruhig aber dafür sehr farbenfroh. Viel Feuerwerk, was übrigens noch glühend auf unseren Zeltplatz rieselte und dafür gesorgt hat, dass die Zelte alle etwas luftdurchlässiger geworden sind.  Oh, und natürlich – wie konnte ich den nur vergessen – der Weltuntergang! Der war hier auch ganz groß, ich bin ja schließlich im Maya-Land. Zwar passierte außer einiger Partys nicht viel, ab die waren dafür sehr gut.

Ich bin froh über die Herausforderungen, die sich mir langsam stellen. Denn wie mein guter Freund Greg sagte, wir Menschen sind „problem-solvers“. Wir sind dazu geboren Probleme zu lösen, ohne dem sind wir nicht ausgefüllt. Ich fühle mich nach dem letzten grandiosen halben Jahr jetzt auch bereit dafür. Nur fällt es mir bis jetzt noch nicht so leicht mich festzulegen, was die nächsten Monate passieren soll. Aber muss ich das überhaupt…

In diesem Sinne…

Ich liebe Euch alle und ihr fehlt mir!

Eure Emily

Oh, und ein kleiner Tipp an die Frauen, die vielleicht in Zukunft mal nach verreisen wollen:

Die Mexikaner hier sind weitaus attracktiver als man vielleicht meinen würde 😉

2 Gedanken zu „Monat 7-8, Mexiko

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